An Ann Robertson
Eigenhändiger Brief
3 Blätter, handschriftlich, einseitig, und Lageskizze für die Anfahrt.
Inhalt: Kurze Auskünfte zur eigenen Arbeit bei Zeitschriften in den Zwanzigern, besonders beim Wahren Jacob.
Soweit es mein Gedächtnis zuläßt, will ich Ihnen gerne alle Ihre Fragen beantworten. Also: Biografisches und materielle Lage.
Ich besuchte ab 1914 die Kunstgewerbeschule in Berlin. Seit 1916 zeichnete ich für den "Ulk", eine humoristische Beilage des Berlilner Tageblattes, und wurde 1918 Soldat. Nach dem Ende des Krieges änderte sich die Redaktion des "Ulk" und alle früheren Zeichner wurden entlassen. Ich bot meine Zeichnungen der "Roten Fahne" an, wo sei auch erschienen. Seitdem zeichnete ich meistens für KPD-Organe und für die "Freie Welt" der USPD. Etwa im Jahre 1921 oder 1922 habe ich einige Zeichnungen im W.J. veröffentlicht, weiß aber nicht mehr, über welche Themen. Die Anregung hierzu kam von Friedrich Wendel, der damals Mitarbeiter, später Redakteur des W.J. war. Von der Redaktion habe ich niemanden kennengelernt. Politisch war ich nicht organisiert. Ich bin zwar 1918 dem Spartakusbund beigetreten, habe aber infolge der Straßenkämpfe 1919 mich später nicht mehr darum gekümmert. Meine damalige materielle Lage kann ich nur als sehr bescheiden bezeichnen.
Ich habe weder W. Dietz noch Heymann, Durst, Rettelbusch oder andere Redaktionsmitglieder kennengelernt. Von 1924 ab war ich Zeichner beim W.J. bis 1933, die Redaktion hatten zuerst Fr. Wendel und Erich Kuttner gemeinsam, später Fr. Wendel allein.
Künstler im W.J.
Jentzsch, A. Krüger u. G. Kretzschmer habe ich nicht gekannt. Mit Willi Steinert war ich gut bekannt. Alois Florath war eigentlich Bildhauer, er war der Bruder des Schauspielers Florath. Er starb während des 2. Weltkrieges. Baluschek habe ich auch kennengelernt. G. Groß war zeitweise mit mir auf der Kunstgewerbeschule bei Prof. Orlik, später zeichnete er für die "Pleite" (oder Knüppel?), wo ich auch Mitarbeiter war. In nähere Beziehung bin ich aber nicht zu ihm getreten. Simplicissimus-Leute habe ich nicht kennengelernt.
Letzte Frage.
Schwierig zu beantworten. Die Unterschriften zu meinen Zeichnungen für die KPD und USPD-Presse waren durchweg von mir, die Unterschriften für den W.J. später durchweg von der Redaktion.
Slg. Nadelmann