Führungsbericht

Aus den Haftunterlagen

9. Juli 1956

Holtz arbeitet seit 1952 in verschiedenen Kommandos. Zur Zeit ist er im Konstruktionsbüro als Zeichner im Fachbuchverlag tätig. Im Spielzeugbau erhielt er wegen guter Arbeitsleistung eine Geldrämie von DM 10.–.
An kultureller Arbeit hat H. nicht teilgenommen. Er liest das Neue Deutschland und die Illustrierte. Für Politik hat er wenig Interesse, da er ja hier seine eigene Meinung nicht sagen dürfte.
Die Führung des H. ist als gut zu bezeichnen und hat noch keine Veranlassung zu Beanstandungen gegeben. Sein Auftreten dem Aufsichtspersonal gegenüber ist höflich und korrekt. In die Zellengemeinschaft fügt er sich willig ein und verhält sich ruhig, führt aber hetzerische Diskussionen unter seinen Mitgefangenen über die Deutsche Demokratische Republik.
Die Terminbriefe des H. sind familiär geschrieben bis auf 2 Briefe die nicht den Vorschriften entsprechen.
H. versteht nicht, dass man ihn so hoch verurteilte und fühlt sich nur teilweise schuldig.

Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik

KHD 1956.4