Freispruch im Beleidigungsprozess
Gerichtsurteil
Das Nachspiel zum Mord in Perlach
mc. München, 17. Juni
Im Beleidigungsprozeß des früheren Perlacher evangelischen Pfarrer Hell gegen Polizeioberst a.D. Hermann Schützinger-Berlin, Schriftsteller Erich Alfringhaus-Berlin, Schriftleiter John Schikowsky-Berlin, Schriftsteller Friedrich Wendel-Berlin, Zeichner Karl Holtz-Berlin und Schriftleiter Emil Hallup-Nürnberg wurde heute vormittags vor dem Amtsgericht München, Abteilung Strafgericht, das Urteil gefällt. Die Angeklagten Dr. Schützinger und Dr. Schikowsky wurden je eines Vergehens der üblen Nachrede für schuldig gefunden und wurden deshalb zur Geldstrafe von je 2000 (zweitausend) Reichsmark, für den Fall der Uneinbringlichkeit zur Gefängnisstrafe von je hundert Tage verurteilt, Friedrich Wendel und Emil Hallup erhielten wegen des gleichen Vergehens 1000 Mark Geldstrafe, beziehungsweise 50 Tage Gefängnis. Die Angeklagten Alfringhaus und Holtz wurden von der Anklage des Vergehens der üblen Nachrede freigesprochen. Schützinger und Schikowsky haben die Kosten des Verfahrens des auf sie treffenden Teiles zu tragen, desgleichen Wendel und Hallup. Der Kläger Hell hat die Kosten des Verfahrens gegen die Angeklagten Alfringhaus und Holtz zu tragen, desgleichen die Kosten der Freigesprochenen.
Artikel aus der Salzburger Wacht, Organ für das gesamte werktätige Volk im Lande Salzburg, vom Samstag, dem 18. Juni 1927 (Nummer 138), Seite 1.
Beklagte Zeichnung findet sich in Lachen Links [KHP 1926.2, Heft 5]
LAELKB, LKR/50088, Amtsgericht München, Urteil, 17. Juni 1927, Robert Hell gegen Hermann Schützinger
Recherche zum Meuchelmord an Perlacher Bürgern von Franz Kerscher [pdf]